PARLOPHONE RHYTHM STYLE SERIES: 1939 - 1944
ODEON RHYTHM STYLE SERIES: 1939 - 1944
Fortsetzung der "ODEON SWING MUSIC SERIES"
Ein fast unlösbares Rätsel der deutschen Lizenzpressungen
stellen die "PARLOPHONE RHYTHM STYLE SERIES" und deren
Parallelerscheinung "ODEON RHYTHM STYLE SERIES" dar. Bis
dato sind KEINE deutschen Unterlagen oder Katalogmaterial aufgetaucht, so daß
nur Schlußfolgerungen auf Aussagen alter Schallplattenkäufer und Beobachtungen
des Erscheinungsbildes und der technischen Adaption als Quellen dienen können.
Auffällig ist, daß es sich fast nur um Umschnitte von Schallplatten
handelt, die "LINDSTRÖM" - Gesellschaft meistens also nicht
über die Original - Matrizen verfügte. So kam es vor, daß Aufnahmen
von Original - Mastern bei der deutschen "BRUNSWICK" erschienen, die
dann aber auch als "LINDSTRÖM" - Pressung in den Handel kamen.
Diese Pressungen von Ersatzmatrizen waren mit "-0" im Wachs
hinter der regulären Matriznummer gekennzeicht, beziehungsweise komplett umgewidmet
wurden in die "Bb" - Matrizen - Serie.
So liegt die Erklärung nahe, daß, es sich NICHT um lizensierte
Aufträge für den Export handelte.
Dieselbe JACK TEAGARDEN - Aufnahme "Junk Man"
als deutsche "BRUNSWICK" Platte von 1935 (A 9843)
und als Kriegspressung der "ODEON" (A 272.291).
Erstaunlich ist außerdem, daß wohl alle diese Matrizen sowohl für "ODEON" als auch für das "PARLOPHONE" - Etikett benutzt wurden. Es existieren also neben dem Kuriosum der Konkurrenzunternehmen "BRUNSWICK" - "LINDSTRÖM" auch noch innerhalb der deutschen "LINDSTRÖM" Konkurrenzen zwischen "ODEON" und "PARLOPHONE". Bei "ODEON" handelt es sich eindeutig um eine eigenständige Serie in der Reihe mit dem Präfix A 272.xxx, wodurch die Edition eindeutig dem Berliner Konzern zuzuordnen ist, obwohl das Etikett KEINE Herkunftsbezeichnung trägt.
Dieselbe JOHN KIRBY - Aufnahme "Dawn On The Desert"
(New York, 09. 01. 1939) als deutsche "ODEON" Platte (A 272.265)
und als "PARLOPHONE" (R 2674). Beide Platten tragen den Aufdruck :
The 1939 "Super Rhythm Style" Series, No. 40.
Mit den "PARLOPHONE" - Pressungen verhält es sich merkwürdig:
Sie tragen alle die britische Bestellnummer mit dem Kennbuchstaben "R"
und haben die identische Serienzuordnung zum britischen Pendant
("RHYTHM STYLE", "SUPER RHYTHM STYLE").
Sie sind identisch gekoppelt, und doch gibt es etliche Unterschiede, an denen
man die deutschen Pressungen erkennen kann :
Das deutsche Etikett trägt wie die "ODEON" A 272.xxx - Serie
KEINE Bezeichnung für das Herkunftsland, verweist nur auf den Markenschutz
"Registered Trade Mark" neben dem Emblem des Etiketts.
Die Schrifttype ist auch die "LINDSTRÖM" - typische deutsche
Serifenschrift, die bereits in den 20er Jahren der deutschen "ODEON"
und der dunkelblauen, bzw. hellroten "PARLOPHON" das eindeutige Gesicht
gab.
Ferner finden sich immer wieder Druckfehler auf den Etiketten :
"RHYTHM STYL", " BLUE SINGER"
(anstelle von "BLUES" ), der Name von JIMMIE LUNCEFORD ist
jedesmal falsch geschrieben (als "JIMMY")...
Zudem ist das deutsche Etikett in der Farbe einmalig : In seinem dunklen Violett
orientiert es sich an den englischen "PARLOPHONE" - Pressungen der ersten
Hälfte der 30er Jahre, die schwarz mit Goldschrift waren. Es wurde aber nicht
berücksichtigt, daß inzwischen in England die Etiketten auf
HELLBLAUEM GRUND - DUNKELBLAU - GOLD (später WEISSER GRUND - DUNKELBLAU -
GOLD) waren.
Dieselbe MILDRED BAILEY - Aufnahme als deutsche "PARLOPHONE" -
Platte (R 2692) und als englische "PARLOPHONE" mit der selben Nummer.
Falls die deutschen Pressungen in der originalen Papiertüte stecken, fällt
eine weiterer Druckfehler auf: Auf den Plattentaschen wurde das "E"
von "PARLOPHONE" vergessen, es steht der deutsche Namenszug
"PARLOPHON" aufgedruckt...
Da keine deutschen Kataloge zu der Serie existieren, muß man sich für
"PARLOPHONE" mit britischen Katalogmaterial begnügen. Es ist nicht
klar, bis zu welcher Bestellnummer die Serie in Deutschland geführt wurde
(wahrscheinlich bis zur Nummer 2726), doch sind einige Platten noch 1944 gepreßt
worden. Sie haben das auch von "ODEON" - Platten bekannte
"P" auf dem Etikett, daß wohl ein Hinweis auf das Pariser
Presswerk sein soll. Das Material der Platten ist auch identisch mit französischen
Pressungen : Als Laminat um einen Papierkern hergestellt, weisen die Schallplatten eine
"Hammerschlag" - Oberfläche auf.
Zur "ODEON" A.272.xxx - Serie ist zur Zeit noch keine spezielle
Auflistung bekannt. Einzelne Schallplatten werden in einem schwedischen
"ODEON" - Verzeichnis von 1940 erwähnt.
Eine "PARLOPHONE" - Platte (Aufnahme September 1937) in der Pressung
von 1944 mit Zusatz "P". Daneben eine "ODEON" -
Platte (Aufnahme Februar 1943) mit demselben Zusatz "P"
Beide Schallplattenserien sind - auf Nachfrage - auch in Deutschland mindestens bis Ende
1941 erhältlich gewesen. Da die USA bis Dezember 1941 nicht in den Krieg verwickelt
waren, handelte es sich bei den Aufnahmen NICHT um "feindstaatliche"
Musik. Hin und wieder tauchen Exemplare mit Aufklebern deutscher
Plattengeschäfte auf. Auch scheinen sie während des Krieges im besetzten
Ausland erfolgreich verkauft worden zu sein, da besonders in skandinavischen Ländern
immer wieder viele der Platten auftauchen. Obwohl der Frequenzbereich sehr
eingeschränkt ist in Folge des Umschneidens, müssen die Platten entweder
durch ihren Preis, oder auch wegen ihrer exquisiten Pressungsqualität überzeugt
haben.
Auf jeden Fall waren sie eine gute Devisenquelle für die deutsche
Plattenindustrie, die auf Importe von Rohstoffen wie Schellack angewiesen war.
Deutsche "PARLOPHONE" - Testplatte von PETE JOHNSON u. s.
Boogie Woogie Boys
(englische Parl. R.2947, deutsch unveröffentlicht).
Der aufgeklebte Schreibmaschinenzettel entspricht den üblichen
"LINDSTRÖM" Testaufklebern.
Deutsche "PARLOPHONE" - Testplatte von BENNY GOODMAN and his
Orchestra
(Parl. R.2695, Od. A 272.264). Es sind alle Referenzen der Original -
Platte vermerkt, der Aufkleber ist ein umgedrehtes "IMPERIAL" - Etikett.